Bayern gehört zu den beliebtesten Regionen für Motorradtouren in Deutschland. Kein Wunder – das Bundesland verbindet alpine Bergstraßen, sanfte Hügel, klare Seen und verkehrsarme Nebenrouten zu einem einzigartigen Tourenerlebnis. Vom Allgäu über das Berchtesgadener Land bis in die Oberpfalz bietet sich Motorradfahrern eine Landschaft, die wie gemacht scheint für das Fahren auf zwei Rädern. Besonders in den Übergangszeiten Frühling und Herbst entfalten die Routen ihren besonderen Reiz: klare Luft, bunte Wälder, weite Sicht. Wer eine mehrtägige Tour plant, findet eine dichte Infrastruktur aus Gasthöfen, Werkstätten und Biker-Treffs – oft direkt an der Strecke gelegen. Die folgenden Streckentipps, ergänzt durch Erfahrungswerte und eine Checkliste, liefern die passende Grundlage für einen gelungenen Motorradurlaub in Bayern.
Klassiker im Süden: Deutsche Alpenstraße
Die Deutsche Alpenstraße ist ein Muss für alle, die Panorama und Kurven gleichermaßen schätzen. Sie zieht sich über rund 450 Kilometer von Lindau am Bodensee bis Berchtesgaden. Die Strecke führt durch das Allgäu, vorbei an Oberstaufen, Füssen, Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und dem Königssee. Dabei wechselt die Landschaft permanent: sanfte Almwiesen, enge Passstraßen, stille Seen, steile Kehren. Besonders reizvoll ist der Abschnitt rund um den Sylvensteinspeicher und das Sudelfeld – dort reiht sich Kurve an Kurve, unterbrochen nur von kurzen Geraden mit traumhaften Ausblicken. Die Straßenqualität ist überwiegend sehr gut, es lohnt sich jedoch, früh morgens oder unter der Woche zu fahren – an Wochenenden herrscht hier starker Ausflugsverkehr. Wer die Tour in Etappen fährt, kann problemlos drei bis vier Tage füllen, ohne Strecke doppelt zu befahren. Nicht vergessen: Die Temperaturen in Höhenlagen können auch im Sommer stark schwanken.
Bayerischer Wald – Einsamkeit mit Aussicht
Der Bayerische Wald bietet ideale Bedingungen für alle, die Ruhe suchen und gerne abseits der großen Routen fahren. Zwischen Passau, Zwiesel, Regen und Cham liegt ein Netz aus kleineren Landstraßen, das sich perfekt für kurvige Tagesetappen eignet. Der Große Arber, höchste Erhebung der Region, ist oft Zielpunkt für Touren und bietet eine beeindruckende Fernsicht bis nach Tschechien. Gerade in den Morgenstunden oder zum Sonnenuntergang ist die Strecke rund um Bodenmais besonders atmosphärisch. Die Verkehrsbelastung ist gering, die Straßen oft schmal, aber gut asphaltiert. Wer es sportlich mag, findet an den Abfahrten von Sankt Englmar oder entlang der Nationalparkgrenze technisch anspruchsvolle Passagen. Touristisch ist der Bayerische Wald hervorragend erschlossen – mit vielen bikerfreundlichen Hotels, kleinen Gasthäusern und gemütlichen Brotzeitstationen. Besonders empfehlenswert ist die Runde über Grafenau und Spiegelau – eine ruhige, aber fahrerisch lohnende Strecke.
Sicherheit und Komfort: Die richtige Kleidung für alpine Strecken
Ein Motorradurlaub durch Bayern bringt nicht nur fahrerische Abwechslung, sondern auch wechselnde Wetterbedingungen. Gerade bei Alpenüberquerungen oder Passstraßen ändern sich Temperatur und Sicht oft innerhalb weniger Kilometer. Die passende Schutzkleidung ist daher entscheidend – sie muss nicht nur vor Stürzen, sondern auch vor Regen, Kälte und Wind schützen. Besonders bewährt hat sich Ausrüstung von renommierten Herstellern wie beispielsweise eine Dainese Lederkombi. Materialien wie D-Skin-Leder, Gore-Tex-Membranen oder das D-Air®-System bieten modernen Fahrern maximalen Schutz bei gleichzeitig hoher Bewegungsfreiheit. Wer längere Tagesetappen plant, profitiert von gut belüfteten Textilkombis oder modularen Jackensystemen. Handschuhe, Rückenprotektoren und gut sitzende Stiefel runden das Paket ab. Wichtig ist außerdem, vor jeder Tour den Zustand der Kleidung zu prüfen – abgenutzte Protektoren oder defekte Reißverschlüsse mindern den Schutz erheblich. Bei längeren Touren sollten Ersatzhandschuhe und Regenkombi zur Standardausrüstung gehören.
Checkliste: Was auf keiner Bayern-Tour fehlen sollte
| Punkt | Empfehlung |
|---|---|
| Navigationshilfe | Motorrad-Navi oder Smartphone mit Offline-Karten |
| Kleidung für alle Wetterlagen | Textilkombi, Regenkombi, Wechselhandschuhe |
| Schutzkleidung mit Protektoren | Zertifizierte Kombi (z. B. von Dainese), Rücken- und Brustschutz |
| Technischer Motorrad-Check | Ölstand, Reifen, Bremsen, Beleuchtung, Kette |
| Proviant und Wasser | Für entlegene Streckenabschnitte ohne Einkehrmöglichkeiten |
| Unterkunft vorab reservieren | Besonders in beliebten Regionen wie Garmisch oder Berchtesgaden |
| Erste-Hilfe-Set und Warnweste | Pflichtausstattung in Deutschland |
| Sonnenbrille oder getöntes Visier | Für Strecken mit tief stehender Sonne, besonders in den Bergen |
Fränkische Schweiz – das Kurvenlabyrinth im Norden
Im Norden Bayerns liegt ein unterschätztes Juwel: die Fränkische Schweiz. Zwischen Bamberg, Bayreuth und Nürnberg bietet diese Mittelgebirgsregion ein wahres Labyrinth aus Kurven, Kehren und kleinen Nebenstraßen. Besonders der Abschnitt zwischen Pottenstein, Gößweinstein und Ebermannstadt ist bekannt für seinen hohen Fahrspaßfaktor. Die Höhenunterschiede sind überschaubar, dafür punktet die Strecke mit Rhythmuswechseln, Felsdurchfahrten und engen Ortskernen. Hier lässt sich sportlich und zugleich genussvoll fahren – mit vielen Fotopausen an Aussichtspunkten, Höhlen oder Burgruinen. Die Region ist bei Motorradfahrern beliebt, aber selten überlaufen. Wer will, kann die Tour mit Stopps in Brauereien oder Fachwerkdörfern verbinden. Auch kulturell hat die Fränkische Schweiz viel zu bieten – eine ideale Mischung für Biker, die mehr als nur Asphalt suchen. Die Beschilderung ist gut, Navi oder App helfen trotzdem beim Finden der besten Nebenrouten.
Interview: „Bayern ist wie gemacht fürs Motorradfahren“
Tobias Wüst ist Inhaber eines Motorradreisebüros in Rosenheim und kennt die Routen zwischen Bodensee und Bayerwald aus jahrzehntelanger Erfahrung.
Welche Route empfiehlst du für Biker, die zum ersten Mal in Bayern unterwegs sind?
„Die klassische Runde über die Deutsche Alpenstraße ist ein perfekter Einstieg. Man bekommt alles geboten: Landschaft, Technik, Gastfreundschaft – und das mit bestem Belag.“
Was macht die Region für Motorradfahrer besonders attraktiv?
„Die Vielfalt. In wenigen Stunden kann man von der Ebene in hochalpine Pässe fahren. Dazu kommen die exzellenten Straßenverhältnisse und eine lebendige Bikerszene.“
Welche Rolle spielt Ausrüstung bei längeren Touren?
„Eine sehr große. Ich fahre selbst seit Jahren mit Dainese, weil Qualität und Schutz einfach stimmen. Gerade im Gebirge zählt jede Schicht – bei Sonne und bei Regen.“
Wie ist die Akzeptanz von Motorradfahrern in Bayern?
„Überwiegend positiv. Klar, es gibt Ausnahmen, aber wer sich rücksichtsvoll verhält und leise fährt, wird fast überall freundlich empfangen.“
Gibt es Strecken, die du lieber meidest?
„Manche große Bundesstraßen, die voll mit Ausflugsverkehr sind. Besser sind kleine Nebenstraßen – oft nur wenig länger, aber viel schöner zu fahren.“
Was ist dein persönliches Highlight auf dem Motorrad?
„Ein früher Start über den Jochpass mit Blick auf die Alpen, dann ein Cappuccino in Oberjoch – das ist Freiheit pur.“
Großartig – danke für deine Eindrücke und Tipps.
Das Ziel ist nicht nur die Strecke
Ein Motorradtrip durch Bayern ist mehr als eine Aneinanderreihung schöner Straßen. Es ist ein Erlebnis, das sich aus Landschaft, Technik, Bewegung und Momenten zusammensetzt. Wer gut vorbereitet startet, wird mit Fahrspaß, Panorama und einem echten Gefühl von Freiheit belohnt. Von der Fränkischen Schweiz bis zum Königssee zeigt sich Bayern facettenreich, fahrerisch fordernd und kulturell vielseitig. Die passende Ausrüstung schützt nicht nur den Körper, sondern macht jede Tour angenehmer – auch bei Wetterumschwüngen. Und wer sich auf die Regionen einlässt, entdeckt hinter jeder Kurve neue Perspektiven. Motorradfahren in Bayern bedeutet: sehen, spüren, ankommen – und gleich wieder losfahren wollen.
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